An der Seite eines Feuerwehrmannes
Mein Mann Philip ist schon seit seiner Jugend bei der freiwilligen Feuerwehr bei uns in der Stadt dabei. Seit er 16 ist, ist er aktiv dabei und fährt zu Einsätzen. Bei der freiwilligen Feuerwehr zu sein, bedeutet sehr viel: Zeit, Kraft, Mut, Wille, Hilfsbereitschaft, körperlichen Einsatz, soziales Denken bzw. Handeln, Engagement, Zuversicht, Leidenschaft zur Feuerwehr, Wissen und vieles mehr.
Philip ist bei der Feuerwehr aktiv, ich nicht, deshalb werden sich jetzt vielleicht einige Fragen „wieso schreib ich dann überhaupt auf meinem Blog darüber?“ Die Sache ist relativ einfach zu erklären: der freiwilligen Feuerwehr wird viel zu wenig Beachtung und Respekt gezeigt. Viele wissen gar nicht was eine freiwillige Feuerwehr alles leistet, wie das alles abläuft. Es wird als selbstverständlich erachtet, dass die Feuerwehr kommt, wenn man sie ruft. Doch was da wirklich dahinter steckt, sehen nur wenige. Daher ist es mir ein Anliegen einen kleinen Einblick darin zu geben und auch zu zeigen, was es heißt mit einem Feuerwehrmann verheiratet zu sein.
Die freiwillige Feuerwehr in unserer Stadt, besteht tatsächlich aus lauter Mitglieder, die das freiwillig machen. Das heißt sie bekommen weder Arbeitszeit, noch Geld für das was sie tun. Sie machen das, weil sie anderen helfen möchten und mit Herz dabei sind. Zu ihren Einsätzen gehören unter anderem Brände, Verkehrsunfälle, Gefahrgutentfernungen, Unterstützung der Rettung, Unwetterschäden beheben und vieles mehr. Doch nicht nur Einsätze gehören zu den Dingen die für einen Feuerwehrmann / eine Feuerwehrfrau erledigt werden müssen. Es müssen Übungen und Kurse gemacht, die Geräte und Feuerwehrautos gewartet werden. Und das alles geschieht in der Freizeit der jeweiligen Mitglieder.
Es ist also nicht so, dass sie im Feuerwehrhaus sitzen und darauf warten, dass der Alarm losgeht. Sie arbeiten, sind bei ihren Familien, gehen diversen Erledigungen nach. Mein Mann hat einen ständigen Begleiter: seinen Pager. Wenn er läutet, heißt es alles stehen und liegen zu lassen (wenn er alleine auf unseren Sohn aufpasst, macht er das natürlich nicht). In der Durchsage höre ich meist schon mit um welchen Einsatz es sich handelt und kann dann ungefähr einschätzen wie lange er jetzt weg sein wird. Das Gehörte entscheidet auch darüber wie groß meine Gedanken/ meine Sorgen diesbezüglich sind. Denn schließlich sind solche Einsätze nicht ungefährlich. Es ist zu jeder Tages- und Nachtzeit möglich, dass der Alarm losgeht und er rennen muss. Nicht nur einmal war es während dem Mittagessen oder mitten in der Nacht. Von einer auf die anderen Sekunde heißt es: volle Konzentration auf das was kommt. Von der Arbeit wenn möglich weg (die Arbeit muss jedoch danach trotzdem erledigt werden), den Einkauf stoppen, den Rasenmäher stehen lassen, das kochen beenden, mir unseren Sohn in die Hand drücken oder ähnliches. Und wenn er dann wieder zu Hause angekommen ist, muss das alles auch erst einmal verarbeitet werden. Denn bei diversen schrecklichen Unfällen, gibt es oft einiges zu verarbeiten. Und danach muss natürlich die vorhin unterbrochene Arbeit erledigt werden, denn wie bereits erwähnt ist die Arbeit bei der Feuerwehr freiwillig und in der Freizeit zu erledigen. Besonders frustrierend und ärgerlich ist es dann, dass es immer wieder Leute gibt die bei einem kleinen Ast, einer 2cm „großen“ Lacke die Feuerwehr rufen, obwohl es nicht unbedingt notwendig gewesen wäre. Auch immer wieder kommt es vor, dass Leute nicht aufpassen, wenn sie Feuerwehrmänner/Feuerwehrfrauen oder Feuerwehrautos im Einsatz sehen, sondern vorbei rasen und sie gefährden.
Ich finde es großartig, dass mein Mann mit großer Leidenschaft bei der freiwilligen Feuerwehr dabei ist! Es ist ein wichtiger Teil in seinem Leben, der dazu beiträgt das er der ist, der er ist und wofür ich ihn unter anderem so sehr liebe. Auch wenn ich ihm das ehrlich gesagt wohl zu selten sage, denn wie so vieles im Leben, hat auch das seine zwei Seiten. Auf der einen Seite ist es wie bereits erwähnt vorbildlich und toll, welchen Einsatz er zeigt. Doch auf der anderen Seite muss man sich daran gewöhnen oft einfach alleine dazu stehen. Bei egal welcher Tätigkeit, von der einen auf die andere Sekunde ändert sich der Plan. An diese Tatsache habe ich mich mittlerweile ziemlich gewöhnt, auch wenn es an manchen Tagen natürlich Einsätze zu einem eher ungünstigen Zeitpunkt gibt. Auch etwas ärgerlich ist es in Momenten, in denen ich einmal kurz Mama-Auszeit hätte um Energie zu tanken und er weg muss. Es ist ein blödes Gefühl, dass ich gerne vermeiden würde und ich gebe mir Mühe, doch immer gelingt es nicht sofort, denn natürlich geht es vor anderen in einer Notsituation zu helfen. Die freiwillige Feuerwehr bedarf viel Zeit und kostet mich auch immer wieder Nerven, denn je nach Einsatz mache ich mir mal mehr mal weniger Sorgen. Wie bereits erwähnt, sind Einsätze der Feuerwehr nicht immer unbedingt ungefährlich. Immer wieder liest oder hört man, dass Mitglieder der Feuerwehr zu Schaden gekommen sind. Bei uns war dies Gott sei Dank noch nicht der Fall. Da ich generell ein sehr nachdenklicher Mensch bin, schwirren dann immer wieder Sorgen in meinem Kopf umher. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt, bei manchen Einsätzen ein komisches Gefühl zu haben, doch es ist nicht mehr ganz so wie noch am Anfang.
Ich habe diesen Artikel schon lange in meinem Kopf und immer wieder abgeändert, denn er sollte perfekt sein. Er sollte dem Gerecht werden, was die Freiwillige Feuerwehr Tag täglich leistet. Doch genauso wird er bestimmt nie werden. Vergangen Woche hatten wir dann ein prägendes Ereignis, welches mir wieder einmal deutlich gemacht hat, wie wichtig die freiwillige Feuerwehr ist und wie stolz ich auf meinen Mann bin. Gleichzeitig machten sich aber auch wieder Sorgen breit, denn wenn man sieht wie der Partner ein großes Feuer löscht und dabei in der ersten Reihe ist, ist das nicht nur ein Gefühl von Stolz. Mein Mann, mein Sohn und ich sind spazieren gewesen und haben Feuer entdeckt, mein Mann sah es sich aus der Nähe an und erkannte, dass er vor Ort ohne entsprechende Geräte nichts ausrichten konnte und lief ins Feuerwehrhaus. Gott sei Dank, waren wir in unmittelbarer Nähe davon. In der Zwischenzeit rief ich den Notruf und bin mit meinem Sohn weggegangen, da sich sowohl Feuer als auch dichter Rauch rasch ausbreitete. Aus sicherer Entfernung und ohne den Einsatzkräften im Weg zu sein, sahen wir einige Zeit zu, denn unser Sohn findet die blaulicht Fahrzeuge natürlich super.
Ärgerlich jedoch ist es, wenn es dann FußgängerInnen oder AutofahrerInnen gibt, die sich über die Straßensperren und die Einsatzkräfte aufregen! So etwas ist für mich absolut unverständlich und ich möchte hier erneut darauf aufmerksam machen, dass die freiwillige Feuerwehr in ihrer Freizeit, ihre Familien verlässt um anderen zu helfen! Es ist keine Selbstverständlichkeit, sie sollten mehr Respekt, Anerkennung und Wertschätzung erhalten!
Falls ihr jemanden kennt, der bei der freiwilligen Feuerwehr ist, sagt ihm/ihr wie toll es ist was er/sie macht und wenn möglich unterstützt sie. Wenn ihr die Möglichkeit habt die freiwillige Feuerwehr auf irgendeine Weise zu unterstützen, dann tut es! Falls ihr die Feuerwehr wo seht, zeigt ihnen Respekt, dankt ihnen und achtet auf sie! In dem Moment, in dem sie euch helfen, in dem ihr sie seht, lassen sie ihre Familien zurück, um mit vollem Einsatz zu helfen.
Natürlich war auch unser kleine Sohn bereits im Feuerwehrhaus und hat einige Feuerwehrautos zum Spielen und Bilderbücher darüber. Daher kann er auch schon „tatütata“ sagen, wenn er eines sieht.